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Jannis Funk ist Drehbuchautor und Produzent bei »bittersuess pictures «, sowie Mitgründer von »Cinuru Research«. Zu sätzlich promoviert er derzeit an der Film Universität Babelsberg. Das Gespräch führten wir persönlich und schriftlich.

Jannis Funk –
Filmproduktion F – JF

Wie geht man als Filmschaffender an die Themenfindung? Gibt es eine besondere Herangehensweise wie man sich Themen nähert, um daraus den Stoff für Filme zu entwickeln?

Die Frage ist natürlich schwer allgemein zu beantworten. Da hat jede und jeder seine eigene Herangehensweise. Etwa die Hälfte der Filme basiert auf anderen Werken oder einer wahren Geschichte, die fürs Kino adaptiert wird. Dieser Stoff ist dann auf irgendeine Weise der Produzentin, dem Regisseur oder der Autorin in die Hände gefallen. Das kann auf vielen verschiedenen Wegen passieren – Zeitungsartikel, persönliche Leseerlebnisse, Buchmessen, Filmfestivals, Pitching-Veranstaltungen. Es gibt sogar richtige Märkte dafür. Bei den Originalstoffen ist es auch total unterschiedlich. Manchmal beginnt ein Film mit der Idee einer bestimmten Szene oder einer bestimmten Figur. Bei vielen Projekten steht eine Beobachtung im echten Leben am Anfang, manchmal aber auch die Beschäftigung mit einem bestimmten politischen oder philosophischen Thema. Bei mir sind es oft Gedankenexperimente: Was wäre wenn?

Geht es beim Filmschaffen vor allem um das Erzählen einer interessanten Geschichte oder steht das Vermitteln einer bestimmten Botschaft im Vordergrund? Welche Anforderungen stellst du selbst an deine Filme?

Persönlich finde ich es nicht spannend, wenn ein Film zu offensichtlich eine Botschaft vermitteln will – da fühle ich mich als Zuschauer schnell bevormundet. Im Mittelpunkt steht für mich mehr das Geschichtenerzählen und dass man von den Ereignissen, die der Film zeigt, berührt ist. Mein Traum wäre, einmal Filme zu machen, von denen irgendwer auf der Welt sagt: „Das ist mein Lieblingsfilm!“ Dass ein Film jemandem wirklich etwas bedeutet, dass er oder sie sich daran erinnert, wie an ein Ereignis aus dem eigenen Leben. Das ist aber ein hoher Anspruch, davon bin ich noch weit entfernt!

Liegt in den Drehbuch-Geschichten ein Teil deiner eigenen Persönlichkeit, womöglich deine Verarbeitung von irgendetwas? Und inwiefern besteht bei Filmschaffenden dann wiederum eine Verantwortung dafür, dass Filme vom Publikum verstanden werden? Insbesondere, wenn im Film bestimmte Positionen vermittelt werden?

Ich glaube schon, dass in den Geschichten, die ich schreibe, ein Teil meiner Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Das bemerkt man auch daran, dass bestimmte Themen immer wieder auftauchen. Natürlich beschäftige ich mich beim Schreiben vor allem mit Stoffen, die mich auch selbst ansprechen. Ich würde aber nicht davon sprechen, dass ich mit den Filmen etwas verarbeite – das klingt mir zu therapeutisch. Man kann aber gewiss sagen, dass die Filme durch eine Weltsicht geprägt sind. Ich finde es dabei wichtig zu bedenken, dass der Film auch für andere Menschen verständlich und anschlussfähig bleiben muss – Filme sind einfach zu teuer, um sie völlig am Publikum vorbei zu produzieren. Da habe ich als Filmschaffender eine Verantwortung, ans Publikum zu denken. Es spielt also schon eine Rolle für mich zu überlegen: Wem könnte dieser Film noch gefallen? Wie erreiche ich diese Menschen und wodurch verliere ich sie vielleicht? Die Begriffe Kunst und Unterhaltung bringen mich persönlich da nicht weiter. Ich betrachte Filme in jedem Fall als Kommunikation mit dem Publikum – und wenn sie gute Kommunikation sein wollen, dann dürfen sie nicht allein Verarbeitung und Ausdruck meines ohnehin fiktiven tiefsten Inneren sein, sondern dann muss ich auch an die Empfängerin der Nachricht denken, Selbstausdruck und Effekt sorgsam balancieren. Wie im echten Leben auch.