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Lorenz Rieser arbeitet als Illustrator in Luzern. Unsere Fragen beantwortete er schriftlich, sowie auf unsere Bitte bildlich.

Lorenz Rieser –
Illustration R – LR

Sind Bilder, Illustrationen und Grafiken ein Dialog zwischen dem Gestalter und Betrachter oder vielmehr ein Monolog ausgehend vom Zeichner?

Ausgangspunkt meiner Arbeiten sind Beobachtungen, die ich zeichnerisch festhalte. Viele meiner Arbeiten entstehen, wenn ich unterwegs bin, z.B. zeichne ich oft Straßenszenen. Die Interaktion mit dem Betrachter passiert da eigentlich direkt, weil ich während dem Zeichnen oft Beobachter habe, die mir über die Schulter schauen. Insbesondere in nicht europäischen Ländern, wo der Umgang mit Fremden oft direkter ist und Passanten keine Scheu haben ihre Neugier zu zeigen. Warum ist das so? Zum einen ist es wohl immer spannend einer Zeichnung bei der Entstehung zu zuschauen. Zum anderen ist es für die Passanten besonders spannend, weil sie ihre eigene Umgebung auf dem Papier neu interpretiert entstehen sehen. Da sie diese, also ihre, Umgebung bestens kennen, sind sie die Experten für das was auf dem Papier entsteht. So passiert es oft, dass ich während dem Zeichnen hinter meinem Rücken die lebhaftesten Diskussionen über meine Zeichnung mitbekomme. Wie z.B. (frei übersetzt): „Schau, er hat sogar das Nummernschild meines Autos abgezeichnet.“ „Jetzt zeichnet er Ahmed.“ „Ahmed ist aber nicht so dick“
Diesen direkten Dialog mag ich sehr am beobachtenden Zeichnen in den Straßen und diese Reaktionen ermutigen mich wiederum, mehr zu zeichnen. Es kommt hinzu, dass ich dadurch spannende Begegnungen mit neuen Menschen habe und oft zum Tee oder Kaffee eingeladen werde.