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Maria Lorenz ist hauptberuflich Podcast-Produzentin und selber Podcasterin. Sie produziert unter anderem »Gästeliste Geisterbahn«, einen der erfolgreichsten deutschen Podcasts. Das Interview führten wir per E-Mail.

Maria Lorenz –
Podcast L – ML

Wie erklärst Du Dir den Erfolg von Podcasts in den letzten Jahren? Wie kommt es, dass ein Audio-Medium sich in Zeiten von YouTube, Netflix & Co durchsetzen

Ich glaube, dass Podcasts so erfolgreich sind, weil sie sich in dieser schnelllebigen, hektischen Zeit dem Hörer anpassen. Bei YouTube, Netflix usw. muss man sich dem Medium anpassen, in dem man aufhört alles andere zu tun. Außer atmen, vielleicht. Aber Podcasts kann man beim Autofahren hören, bei der Bahnfahrt, beim Einkauf, beim Einschlafen, überall. Man kann sie immer pausieren, anmachen und Dinge parallel tun. Und das ist natürlich extrem attraktiv für Menschen, die unterschiedliche Leben haben. Hektisch und alles schnell, schnell, schnell von A nach B. Da passt sich podcasting einfach an. Dazu kommt noch, dass es schon ein bisschen auch wie YouTube am Anfang, einfach die gleiche Augenhöhe zum Hörer hat. Im Gegensatz zum Radio oder produzierten Sendungen oder Serien und Filmen, die ja im Prinzip nur einen Monolog in meine Richtung halten, ist es bei Podcasts so, dass sie auf meiner Augenhöhe passieren, weil Podcasts im Prinzip mit privaten Menschen gestartet sind, die im Wohnzimmer etwas aufgenommen haben. Das ist natürlich auch schön und attraktiv für die Hörer.

Sind Podcasts für dich noch ein Nischenmarkt? Für mich — als langjähriger Podcast-Hörer — ist das Thema in den letzten Jahren sehr präsent geworden, in meinem Umfeld hört jedoch eher die Minderheit Podcasts.

Ja, da bin ich natürlich auch in einer Blase, also ich mache Podcasts seit sechs oder sieben Jahren und produziere hauptberuflich jetzt seit zwei Jahren, da begegne ich natürlich wahnsinnig vielen Menschen, die Podcasts hören. Deswegen kommt mir das auch nicht nischenhaft vor. Dazu kommt, dass laut einer Onlinestudie von ARD & ZDF aus dem Jahr 2016 zehn bis fünfzehn Millionen Menschen Podcasts hören, was sehr viel ist. Daher ist das Wort Nische bei solchen Zahlen wahrscheinlich nicht mehr angebracht. Aber es gibt immer noch sehr viele Nischen-Podcasts, die dementsprechend auch nur von einer Nischenmenge gehört werden. Ich habe zuletzt festgestellt, dass viele Radiosendungen als Podcasts in iTunes landen und die Leute das für eine Mediathek halten. Die sind sich gar nicht so bewusst, dass sie einen Podcast hören.

Viele Hörer verwenden sie, um einfacher einschlafen zu können. Was hältst Du davon? Werden Podcasts dadurch geringgeschätzt, oder liegt das an der teilweise fehlenden Tiefe?

Nö. Nö, das finde ich überhaupt nicht. Leute schlafen ja auch zu Filmen und Serien ein. Ich kann tatsächlich dazu nicht einschlafen, aber ich kann auch nicht beim Fernsehen einschlafen. Ich glaube, dass das nochmal ein sehr persönlicher Unterschied ist, aber es gibt ja auch zum Beispiel den Einschlafen-Podcast, der genau dafür gemacht ist, und ich denke, die Leute können zu extrem tiefen und extrem oberflächlichen Gesprächen einschlafen. Ich finde sie auch nicht geringgeschätzt, weil es ja die Sleep-Funktion gibt, dann hört der Podcast auf zu spielen, oder man schaltet so kurz vorm Tiefschlaf doch schnell mal auf Pause, oder spult halt zurück um beim nächsten Mal weiter zu hören. Also das ist, glaube ich, nur eine absolute Vorlieben-Frage. Manche können einfach sehr gut einschlafen, wenn sie Stimmen hören, ob das dann Fernsehen oder Podcasts sind ist ja vielleicht auch egal.