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Ye-One Rhie ist Referentin und Redenschreiberin im Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie schrieb neben Svenja Schulz, auch Reden für die Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt. Das Interview führten wir persönlich in Aachen.

Ye-One Rhie –
Rede R – YOR

Für wen warst du in deiner bisherigen Laufbahn als Redenschreiberin tätig?

Als Redenschreiberin bin ich zurzeit für die Wissenschaftsministerin des Landes NRW, Svenja Schulze tätig. Wir sind zu zweit. Wir bereiten sämtliche Beiträge der Ministerin vor – Reden, Grußworte, Vorträge, schriftliche Grußworte, Zitate und Statements. Davor war ich persönliche Referentin der Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt und habe in der Funktion auch Reden für sie geschrieben.

Wie oft musst du dich mit der Person austauschen, für die du schreibst, um ihren Ton zu treffen und ihre Meinung zu kennen? Du kommunizierst ja im Prinzip für sie – bzw. sie sagt das, was du für sie schreibst.

Das kommt immer drauf an. Mit Svenja Schulze habe ich keinen regelmäßigen Austausch über die Reden. Das sind oft fachliche Reden und weniger emotionale oder persönliche Reden. Über ihre Art zu sprechen und über die Worte, die sie benutzt, habe ich viel in kurzen Gesprächen zwischendurch erfahren. Und bei Terminbegleitungen, wenn ich mir ihre Reden vor Ort angehört habe. Ich habe unheimliches Glück: Svenja Schulze ist eine sehr natürliche Rednerin. Es gibt schließlich auch Leute, die wirklich wie gedruckt reden und einen sehr eigenen Stil und Wortschatz haben. Da ist es viel schwieriger, den richtigen Ton zu treffen, damit die Rede authentisch wirkt. Bei Ulla Schmidt war es wiederum ganz anders. Da gab es unheimlich viele Anekdoten, die sie in ihre Reden einbauen wollte. Ich habe auch mehr Reden zu persönlichen Anlässen geschrieben, seien es jetzt Trauerfeiern oder Jubiläen. Für solche Reden mussten wir regelmäßig miteinander telefonieren oder sprechen. Viele Geschichten und Anekdoten hat sie mir einfach erzählt und ich habe sie verschriftlicht. Das hat Spaß gemacht und dem ganzen einen persönlichen Touch gegeben. Aber das funktioniert nur, wenn man sich auch persönlich gut versteht, und bei Personen, die gerne und viel von sich selbst erzählen.

Das heißt in der Zusammenarbeit mit Ulla Schmidt, da habt ihr eine persönliche Sprachregelung getroffen, und für Svenja Schulze und das Ministerium gibt es eine offizielle, vorgegebene Regel?

Klare Regeln, wie wir zu kommunizieren haben, gibt es nicht. Aber natürlich gibt es einige feststehende Formulierungen und Botschaften, die wir rüberbringen wollen: Was sind unsere politischen Leitlinien? Was wollen wir damit erreichen? Was sind unsere Erfolge? Das wiederholen wir schon immer und immer wieder, um die politischen Maßnahmen zu „verkaufen“. Im Ministerium verfolgen wir zum Beispiel zwei zentrale Strategien: Die Forschungsstrategie „Fortschritt NRW“ – das ist interdisziplinäre Forschung, die beim Menschen ankommt – und die Strategie „Erfolgreich Studieren“ für Lehre und Studium. Wir wollen, dass jedes Talent in NRW die Chance bekommt, ein Studium anzufangen und erfolgreich abzuschließen. Diese Linien sind klar vorgegeben und mindestens eine von beiden ist eigentlich in jedem Text vorgekommen.