Ihr Verein wird als eine Art Hüter der Sprache gesehen, aber wem obliegt die Aufgabe, Sprache zu bewahren? Den qualifizierten Germanisten oder jedem? Kann Sprache jemandem gehören? Und wenn ja, wem gehört die deutsche Sprache?

Der Verein Deutsche Sprache e.V. ist nicht der Hüter der Sprache, aber wir fühlen uns als Interessenvertretung für Themen, bei denen die deutsche Sprache eine Rolle spielt. Die Sprache gehört ansonsten denen, die diese Sprache sprechen – also den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft. Aber es muss Regeln in einer Sprache geben, damit eine Sprache zum Beispiel im Unterricht gelernt werden kann. Diese Regeln sollten Leute mit dem erforderlichen Fachwissen aufstellen. Besondere Verantwortung kommt jenen zu, die die Sprache für die Öffentlichkeit verwenden, z.B. als Journalisten oder als Werbetexter.

Inwiefern sehen Sie bei öffentlichen Institutionen eine Verantwortung für die Bewahrung der Reinheit der Sprache?

Die Reinheit der Sprache muss keine Institution überwachen. Der Wortschatz des Deutschen besteht zu rund 25 Prozent aus Fremdwörtern. Aber die Entwicklung und Pflege der deutschen Sprache sollte durchaus ein öffentliches Anliegen sein. Das fängt schon mit der Frage an, wie hoch der Anteil der Deutschstunden in der Schule ist.

Sprache lebt und verändert sich in ihrem Leben. Auch die deutsche Sprache hat gewisse Entwicklungen erlebt. Kann es einen erhaltenswerten Jetzt-Zustand von Sprache geben oder sollte man Sprache sich entwickeln lassen? Wie werden Veränderungen der Sprache von Ihnen wahrgenommen?

Natürlich verändert sich eine Sprache mit der Zeit und diese Veränderungen sind bis zu einem gewissen Grad völlig normal. Innerhalb eines Menschenlebens kann es passieren, dass man neue Formen des Sprechens oder Schreibens sogar stark wahrnimmt. Es ist aber ein großer Vorteil der deutschen Sprache, dass es einen einheitlichen Standard gibt, den alle beherrschen sollten und in dem z.B. unsere Gesetze verfasst sind.