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Karin Schmidt-Friderichs ist Verlegerin beim Hermann Schmidt Verlag. Die studierte Architektin ist im Bereich visuelle Kommunikation tätig. Sie ist Mitglied der International Society of Typographic Designers sowie des Art Directors Club für Deutschland. Das Gespräch führten wir schriftlich.

Karin Schmidt-Friedrichs –
Buchgestaltung S – KSF

Der Hermann Schmidt Verlag hat sich für Bücher aus dem Bereich Grafikdesign und Typografie spezialisiert. Dabei wird auch besonders Wert auf die individuelle Gestaltung und Präsentation der einzelnen Bücher gelegt. Andere Verlage setzen häufig auf eine einheitliche Gestaltung sämtlicher publizierter Werke. Gibt es bei den Büchern des Hermann Schmidt Verlags auch einen „Corporate“-Gedanken bzw. ein übergeordnetes Gestaltungskonzept, das die Bücher eint oder wird jedes Buch als Individuum gestaltet?

Tatsächlich ist bei uns jedes Buch als Individuum konzipiert. Format, Ausstattung, Papier, Einbandmaterial, all diese Entscheidungen treffen wir einzig aus dem Inhalt des jeweiligen Buches heraus. Das Einzige, was wir seit einigen Jahren konsequent machen: Logo und Verlagsname kommen auf die vordere Umschlagseite, das Logo auf den Buchrücken. Corporate ist also mehr die Haltung gegenüber dem Büchermachen als die „Ausgabeform“ der Bücher. Wir glauben/hoffen/meinen, dass eine Haltung die Bücher zusammenhält. Partnerschaft statt Partnerlook sozusagen…

Wie verläuft bei dem Gestaltungsprozess der Bücher die Kommunikation mit den Autoren und deren Vorstellungen zum Layout des Buches? Sind die Autoren der Bücher auch Teil des Gestaltungsteams oder wird hierbei eine klare Trennung zwischen dem Autor und dem Gestalter vollzogen?

Sehr oft sind unsere Autor*innen selbst Gestalter*innen. Dann sind Inhalt und Form von Anfang an in ständigem Ping-Pong. In diesen Fällen entstehen Ideen zu Gestaltung und Herstellung in intensiven Runden hier im Verlag. Wir diskutieren intensiv und gleichberechtigt, oft enden solche Termine bei uns zu Hause mit einem Glas Wein und nicht selten entstehen da auch noch mal gute Ideen. Unsere Rollen (Bertram und ich als Verleger) sind in diesen Fällen: Bertram hat ein extrem gutes typografisches Auge und eine Materialbibliothek, von der andere nur träumen können. Und durch seine 28 Jahre Erfahrung als Qualitätsdrucker weiß er, was wie machbar ist. Ich bin viel draußen am Markt und bringe die Aspekte der Vermarktbarkeit ein. Die Autoren schätzen dieses Miteinander, auch wenn es natürlich nicht immer zu allem nur eine Meinung gibt. Im Fall, dass der oder die Autor*in nicht selbst gestaltet, suchen wir eine*n unserer Meinung nach passende*n Gestalter*in. Wir machen keine Pitches, sondern reden so lange miteinander über das Buch, wie wir es vor uns sehen… bis uns eine*r einfällt. Dann erfolgt ein ausführliches Briefing, ein detailliertes Rebriefing und das läuft erst mal ohne Autoren. Dann aber involvieren wir den oder die Autor*in natürlich, ein Buch ist ja so was wie ein eigenes Baby… Auch hier Rollenverteilung wie oben.

Während der Autor für den Inhalt eines Buches verantwortlich ist, übernimmt der Gestalter einen wichtigen Teil bei der Rezeption des Buchinhaltes. Wie stark beeinflusst der Inhalt die Gestaltung des Buches und umgekehrt: wie stark beeinflusst die Gestaltung den Inhalt eines Buches?

Gestaltung interpretiert Inhalt, das ist ihre wesentliche Funktion, sie erschließt den Inhalt für die Leser*innen. Insofern sehen wir es als fulminant wichtige Aufgabe an, Gestaltung aus dem Inhalt zu denken. Und mit Bewusstsein und tatsächlich einer respektvollen Liebe zu seinen Leser*innen.