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Lynn Hertzner ist Schauspielerin und Musical-Darstellerin. Außerdem ist sie gelegentlich als Sängerin engagiert. Sie spielte bereits am Thalia Theater in Hamburg und in diversen Fernsehproduktionen. Das Interview führten wir per Sprachnachricht.

Lynn Hertzner –
Schauspiel H – LH

Inwiefern ist Schauspiel für dich eine Art der Kommunikation?

Für mich beschränkt sich Kommunikation nicht nur auf die Sprache. Da gehört viel mehr dazu – Gestik, Mimik, sich auszudrücken. Sobald man etwas an jemand anderes sendet, kommuniziert man. Egal was ich auf der Bühne oder vor der Kamera spiele, es sendet etwas. Es vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl im besten Fall. Der Zuschauer fühlt mit, er leidet mit, er freut sich mit, er ist sauer auf den Darsteller. Das ist Kommunizieren – es kommt etwas an. Wenn ich also etwas sende – auf welche Art sei dahingestellt – kommuniziere ich.

Inwieweit trainiert man Gestik und Mimik. Lernt man diese – wie seinen Text – auswendig?

Ich glaube auswendig lernen wäre, in diesem Zusammenhang, ganz furchtbar. Angenommen ich habe ein neues Skript und würde jede Art der Gestik und der Mimik auswendig lernen, dann wäre ich nicht mehr flexibel genug, denn mein Spielpartner kann etwas ganz anderes machen als ich erwartet hätte. Wenn ich nicht darauf eingehen würde, weil ich alles auswendig gelernt hätte, dann wirkt das Schauspiel direkt unecht. Man kann natürlich nicht alles aus seinen Erfahrungen hervorholen – ich habe beispielsweise noch nie jemanden umgebracht und werde es auch wohl nie nachempfinden können. Diese Gefühle muss man sich anders aneignen – „fake it ’til you make it“ sozusagen. Dennoch ist das ein Unterschied zum auswendig lernen. Man eignet sich die Gestik und Mimik an, beispielsweise durch Beobachtung. Es ist also eher Merken, aber auf keinen Fall ein stures Auswendiglernen anhand eines Drehbuchs. Man muss gegenüber seinen Spielpartnern flexibel bleiben um reagieren zu können.

Findet eine Kommunikation mit dem Zuschauer statt oder ist es eher eine einseitige Form der Kommunikation?

Ich finde auf jeden Fall, dass eine Kommunikation mit dem Zuschauer stattfindet. Vielleicht nicht in der Hinsicht, dass der Zuschauer mitagiert, aber eine Kommunikation kann ja auch einseitig sein. Im besten Fall schafft es der Schauspieler mit seinen Gefühlen den Zuschauer soweit zu erreichen, dass der Zuschauer mitfühlt. Das sollte für mich ein Schauspieler erreichen. So ist beispielsweise der Bösewicht, für den der Zuschauer Mitgefühl empfindet, meistens eine sehr gut gespielte Rolle. Es ist also eher eine einseitige Kommunikation, wobei der Zuschauer mitfühlen kann. Er hat zwar keine Macht über den Ablauf des Stückes oder des Filmes – zumindest in den meisten Fällen – aber ich finde es ist dennoch Kommunikation.