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Peter Dahmen ist ein Diplom-Designer und Papierkünstler. Als Spezialist für Pop-Up- Karten und Paper- Engineering entwickelt und fertigt er Pop-Up- Karten und besondere Verpackungsdesigns aus Papier und Karton. Das Gespräch führten wir schriftlich.

Peter Dahmen –
Verpackung D – PD

Warum haben Sie als Ihr Hauptmedium Papier gewählt? Was fasziniert Sie an diesem Medium?

Ich mag Papier, weil sich dieser Werkstoff auf unterschiedlichste Arten bearbeiten lässt. Es lässt sich schneiden, falten, biegen, reißen, kleben, lasern, stanzen, bedrucken, veredeln, bemalen, prägen, perforieren, zerknüllen … und noch viel mehr. Je nach Sorte lassen sich sowohl leichte, filigrane Objekte als auch stabile statische Konstruktionen daraus herstellen. Diese Vielfalt begeistert mich. Darüber hinaus ist die Haptik sehr angenehm.

Pop-up-Effekte erfreuen sich auch im Bereich der Kinderbuchliteratur hoher Beliebtheit. Kann man sagen, dass das spielerische Moment ein Faktor für die Faszination ist?

Pop-ups begeistern alle Altersgruppen, nicht nur Kinder. Wobei sehr aufwendige Pop-up-Bücher – auch für Kinder auf dem Markt sind. Schauen Sie sich z.B. die von Matthew Reinhart entworfenen Pop-up Bücher für die verschiedenen Disney-Filme an. Zuletzt kam „Frozen“ auf den Markt. Die Pop-up-Konstruktionen in diesen Büchern sind zum Teil sehr aufwendig! Die größte Faszination liegt nach meiner Erfahrung darin, dass in einem vormals flachen Buch bzw. einer flachen Karte vor den Augen des Betrachters ein dreidimensionales Objekt entsteht. Obwohl dieser Effekt allein durch die mechanische Konstruktion, das Paper-Engineering, erzeugt wird, wird er sehr emotional erlebt. Der Effekt muss nicht unbedingt als spielerisch wahrgenommen werden – mit Pop-ups können Sie auch andere Reaktionen erzeugen. Viele Leute sprechen zum Beispiel von einem „kleinen Wunder“ oder von einem „magischen“ Moment. Dabei spielt auch die Haptik eine große Rolle: Die Begeisterung ist immer bei der Person am größten, die das Pop-up selbst in den Händen hält. Der Überraschungseffekt ist auch deshalb so groß, weil die Objekte ausschließlich aus Papier und Karton hergestellt werden. Einem so alltäglichen Werkstoff trauen die Leute keinen so starken „Wow-Effekt“ zu.

Falls ja, wie setzen Sie diese Wirkweise gezielt ein?

Mit dem Einsatz von Pop-up-Effekten lässt sich, wie beschrieben, neben der rationalen auch verstärkt die emotionale Seite des Betrachters ansprechen. Daher muss der Pop-up-Effekt sehr genau auf die beabsichtigte Wirkung abgestimmt werden. Je nach eingesetztem Mechanismus lassen sich z.B. sehr kleine oder sehr dramatische Bewegungen erzeugen. Sie können Motive so bauen, dass sie besonders beim Öffnen und Schließen des Pop-ups interessant aussehen. Andere Modelle sind so konstruiert, dass sie im geöffneten Zustand möglichst eindrucksvoll aussehen, während das Öffnen und Schließen eher weniger spektakulär abläuft. Je nach Anwendungsgebiet bieten sich hier unterschiedliche Lösungen an.