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Johannes Kretzschmar ist Diplom-Informatiker und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Softwaretechnik an der Universität Jena. Er betreibt seit dem Jahr 2005 ein Comic-Weblog und ist aktueller Deutscher Science-Slam-Meister. Das Interview führten wir schriftlich.

Johannes Kretzschmar –
Comic K – JKr

Warum betreibst du einen illustrierten Blog unter dem Titel „Beetlebum“? Welche Beweggründe haben dich dazu gebracht? Warum bloggst du nicht „klassisch“ schriftlich?

Schriftlich zu bloggen war eigentlich nie eine Option. Ich fand damals im Jahr 2005, als das alles mit dem Social Web und Blogs seinen ersten Höhepunkt fand, die Idee eines Webblogs aber ganz gut und dachte, das in Comicform zu tun, wäre doch eine furchtbar gute innovative Idee. Ich fand erst einige Tage später heraus, dass autobiografische Webcomics insbesondere in den USA schon länger ein Ding waren.

Wieviel deines wirklich persönlichen Alltags steckt in deinen Zeichnungen? Ist man als autobiographischer Blogger seinen Lesern gegenüber der Wahrheit verpflichtet?

Meine Freundin würde vieles – insbesondere, wenn sie betroffen ist – als Lüge abtun, aber ich denke, dass ich eigentlich schon ziemlich nah an den Tatsachen veröffentliche. Natürlich sind es oftmals eher gefühlte Wahrheiten und entsprechend dramaturgisch aufgearbeitet, was aber im Sinne eines Blogs sein darf. Grundsätzlich glaube ich auch nicht, dass man einer Wahrheit verpflichtet ist. Es gibt ja zum Beispiel Bereiche, wie in der Fiktion “Fargo”, die mit “This is a true story” ein Gefühl von Tatsachenbericht erzeugen und sogar bewusst damit spielen. Somit ist letztendlich für den Leser sowieso nie klar, ob es sich um Wahrheit, Slice of Life oder pure Fiktion handelt.

Dienen dir deine autobiographischen Einträge als eine Art Verarbeitung von Erfahrungen? Zeichnest du primär für dich oder für andere?

Das ändert sich von Mal zu Mal. Oft fließen natürlich Ideen ein, von denen ich möchte, dass sie verbreitet werden. Aber mir gefällt auch der Gedanke, dass der Webcomic tatsächlich eine Art Tagebuch nur für mich ist, in dem auch andere mitlesen dürfen. Und wenn ich heute ältere Beiträge lese, bin ich vor allem froh, sie mehr für mich gemacht zu haben, als für das Publikum.