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Sabine Erber ist Architektin und arbeitet im Energieinstitut Vorarlberg an internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der EU. Ihr Schwerpunkt ist hierbei energieeffizientes und ökologisches Bauen. Das Interview führten wir per Videotelefonat.

Sabine Erber –
Architektur E – SE

Ist Architektur ein Dialog zwischen dem Architekten und der Gesellschaft oder eher ein Monolog, der vom Architekten ausgeht?

Ich glaube, dass der Architekt als Person selber nicht die Rolle des Dialogführers übernimmt, sondern eher für seinen Auftraggeber denkt. Das ist ganz klassisch beispielsweise bei Kirche und Staat: die prägendsten Gebäude in unseren Städten. Der Architekt baut für den König, baut für die Kirche. Die beiden treten in allen Städten – in den mittelalterlichen Städten kann man das auch noch schön sehen – in einen sehr starken Dialog. Aber da ist es nicht der Architekt, der sich selbst ausdrückt. Es gibt das zwar mitunter, aber das finde ich fast schon eine narzisstische Störung, wenn Architekten sich selbst verwirklichen. Eigentlich erfüllen sie ihre Aufgabe und das sieht man auch häufig bei den öffentlichen Gebäuden. Ein schönes Beispiel ist der Reichstag. Da ist natürlich ein bisschen was von Norman Foster mit drin, aber vor allem geht es darum Demokratie auszudrücken. Also das Verhältnis der Menschen zu ihrem Staat. Architekten denken sich eher in solche Aufgaben hinein, als dass sie selbst sprechen wollen.

Lässt sich Architektur dann trotzdem als Ausdrucksform bezeichnen?

Ich glaube schon, dass es da ganz viele Ausdrucksformen gibt, die sich aber der Aufgabe unterordnen. Zum Beispiel ist das Thema Eingang eines, was in der Architektur von vorne bis hinten besteht. Dort tritt das Gebäude immer mit den Leuten, die darauf zulaufen, in Kommunikation und das ist ganz deutlich von den Architekten geprägt. Sie wollen den Eingang entweder einladend machen oder sich vor dem Ankommen Respekt verschaffen, sie also einschüchtern, wenn es ein hochrangiges Gebäude ist. Dort gibt es ganz viele verschiedene Räume, die im Gebäude eine Rolle spielen, aber vor allem eben auch in den Räumen zwischen den Gebäuden, im öffentlichen Raum. Hier versucht natürlich jeder Architekt schon beim städtebaulichen Entwurf die Gebäude so zu setzen, dass da irgendwas passiert.

Es gibt ja manche Vorgaben, wie im öffentlichen Raum gebaut werden darf. Inwiefern plant man als Architekt immer bewusst die Gebäude drum herum mit ein? Ist es manchmal auch so, dass das Umfeld ignoriert wird oder wird versucht, die Strukturen und die Formen von den Nachbargebäuden immer mit einzuplanen?

Es kommt ein bisschen darauf an, in welcher Schule man studiert hat. Also solche expressionistischen Architekten, wie Zaha Hadid die versuchen sehr oft einfach Merkmale, Denkmale zu setzen und sich bewusst von allem anderen abzuheben. Die allermeisten Architekturschulen gehen aber davon aus, dass man einen großen Schwarzplan von der Umgebung zeichnet und sich dann in mehreren Maßstäben daran annähert, also dass man die Strukturen sehr wohl berücksichtigt und aufnimmt und vielleicht mal ganz bewusst einen Kontrapunkt setzt, wenn irgendeine Struktur altbacken oder politisch verseucht ist.