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Matthias Gieselmann ist Kommunikationsdesigner und arbeitet als User-Experience- Designer bei der Diabetiker-App »mysugr«. Im Zuge seines Formfunk Podcasts besucht er Designerinnen und Designer, um mit ihnen über Gestaltung, Design und das Leben zu sprechen. Formfunk entstand im Rahmen seiner Diplomarbeit. Das Interview führten wir per Videotelefonat.

Matthias Gieselmann –
Formfunk G – MG

Formfunk war deine Diplomarbeit an der HfG Karlsruhe, wie ist es zu Formfunk gekommen?

Auslöser war eigentlich, dass mir selbst ein Podcast über Design gefehlt hat. Es gibt ein paar auf Englisch, aber es gibt in dem Sinne nichts auf Deutsch. Oder gab es zumindest zu dem Zeitpunkt nicht. Das war der Auslöser oder so ist mir die Idee gekommen. Die Frage ist ja eigentlich, warum mir das gefehlt hat. Ich glaub das Podcasts eine ganz große Kraft haben, weil man beim Hören eine andere Art hat, Wissen aufzunehmen. Man kann ganz gut darüber nachdenken und kommt auch ein bisschen näher an den Sprecher heran, weil man, anders als wenn man ein Interview liest ganz viele Zwischentöne hört. Ich sehe grundsätzlich so ein Problem, dass wir, wenn wir uns mit Design beschäftigen — egal ob als Studierender oder als Designer — eigentlich erst mal nur sehen und uns nicht mit dem Prozess beschäftigen wie das Design entstanden ist. Also, wie kam es zu der Arbeit die ich da gemacht hab oder wo bin ich vielleicht unterwegs gescheitert, und ich habe einfach mit dem Podcast die Möglichkeit gesehen, da so ein bisschen rein zu schauen und den Leuten die Möglichkeit zu geben über den Prozess zu sprechen, vielleicht auch über das Scheitern und Ähnliches.

Die zweite Frage hast Du jetzt teilweise schon angeschnitten. Wieso wählst Du als Kommunikationsdesigner ein unvisuelles Medium wie den Podcast? Du hättest ja auch ein Buch, ein Plakat oder eine Website machen können.

Wäre langweilig, oder? Gibt es alles schon. Zum einen wollte ich selber einen Podcast zu dem Thema haben, weil ich finde, das kann man gut nebenher hören. Ich höre gerne Podcast beim Putzen zum Beispiel, andere vielleicht beim Joggen oder was weiß ich. Das ist der pragmatische Grund, also ich kann das nebenher machen, ich fand aber auch die Herausforderung cool — und das ist eigentlich der wichtigere Grund — über etwas ganz Visuelles zu sprechen oder was ganz Visuelles zu thematisieren, ohne dabei das visuelle Medium selbst zu haben, und auch die Gestalter herauszufordern, die Sachen in Worte zu fassen, die sie machen. Ich glaub, dass uns Designern oft die Sprache fehlt, für das, was wir da eigentlich machen. Wir können sagen, das sieht cool aus oder das sieht geil aus oder benutzen so komische Wörter, aber wir können das gar nicht so richtig beschreiben — das habe ich bei mir selbst gemerkt, aber auch bei anderen — und ich glaub in dem Moment in dem wir Dinge beschreiben können, können wir sie besser hinterfragen, können wir sie besser begründen, können wir sie — wenn wir für Kunden arbeiten — besser verkaufen, um das mal auch aus dem Winkel zu sehen. Aber das hat jetzt nicht nur diesen Verkaufsaspekt, ich finde halt zu begründen wieso man Dinge so gestaltet hat und nicht anders total wichtig. Genau, und das war so eine Sache, der ich da eben auch nachgegangen bin, deshalb habe ich Gestalter gefragt, ob sie das noch mal in Worte fassen können, über was wir da eigentlich sprechen.

Also willst du deine Gäste auch vor eine Herausforderung stellen, ihre Arbeit in Worte zu fassen?

Ja, aber der Hauptgrund, weshalb ich die Gäste da hab, ist nicht, weil ich sie herausfordern möchte. Ich glaube, ich möchte die Hörer herausfordern, sich dem zu nähern und sich dem sozusagen zu öffnen, sich gedanklich drauf einzulassen auf das, worüber man da spricht, und ja, es ist, auch für die Sprecher eine Herausforderung, die Sprecher sind aber in erster Linie nicht ein Ziel, das ich herausfordern möchte, die sind für mich eine spannende Informationsquelle. Die haben viel zu erzählen, und das ist eigentlich das wo ich bei denen am stärksten drauf hinaus möchte.